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Der Trauerprozess

Früher oder später erfahren die meisten Menschen in ihrem Leben Verluste. Diese können mehr oder weniger belastend empfunden werden. Der Trauerprozess wird oft mit dem Symbol einer Spirale versinnbildlicht: Sie ist offen, es gibt ein Vor und Zurück, ein Auf und Ab mit wiederkehrenden Einbrüchen, mit Phasen von Stagnation und auf Aufbrüchen.

 

steinkreis im sand

 

Verluste berühren Menschen in unterschiedlichen Bereichen ihrer Identität:

  • Trauer, Schmerz, Ängste, Sehnsucht, vielleicht Schuldgefühle können den Körper enorm stressen. Viele Trauernde fühlen sich erschöpft und angestrengt. Es fällt ihnen schwer, sich zu versorgen. Essen, Trinken, Schlafen, sich bewegen – alles kann zu einer Herausforderung werden und ist doch so wichtig, um diese Zeit – auch seelisch – zu bestehen.
  • Trauernde erleben sich manchmal wie herausgefallen aus der Gemeinschaft ihrer Mitmenschen. Durch den erfahrenen Verlust fühlen sie sich mitunter herausgefordert, sich neu zu erfinden: Wer bin ich jetzt – ohne den Anderen – die Andere in meiner Familie, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, in dem wir immer zu zweit wahrgenommen wurden? Wo tut mir Gespräch gut und wo gar nicht? Auf wen kann ich jetzt zählen?
  • Der Verlust eines nahestehenden Menschen kann die Lebensumstände verändern, weil das Haus oder Wohnung zu groß geworden ist, weil sich die materiellen Ressourcen in die ein oder andere Richtung verändern oder man sich gar gedrängt fühlt, überstürzte Entscheidungen zu treffen, obwohl doch gerade jetzt der Mut und die Zuversicht dafür fehlt.
  • Wer trauert, dem kann der Sinn in seinem Alltag verloren gehen. Welche Bedeutung hat mein Leben jetzt ohne meinen Mann – meine Frau – mein Kind …Woran glaube ich – auch und gerade in Krisenzeiten meines Lebens? Was trägt mich?

 

Trauer und die damit verbundenen Gefühle sind wie Wellenbewegungen, die zunächst hochschlagen und mit der Zeit an Intensität verlieren. Irgendwann kommt die Zeit, sich eine Pause von der Trauer zu gönnen - sich dem Leben wieder neu zuzuwenden, vielleicht alte Interessen wieder aufzugreifen und neue zu entdecken. Manchmal hat man das Gefühl, als würde man dadurch dem Verstorbenen untreu. Doch die Vergangenheit bleibt ein wichtiger Teil des eigenen Lebens. Sie wird nicht beschädigt, wenn sich der / die Trauernde erlaubt, sich der Gegenwart wieder mit Freude und Zuversicht zuzuwenden. Die Verbundenheit zum Verstorbenen wird dadurch nicht weniger bedeutend.